Die fünf Säulen des Taekwondo
1. Grundtechniken (Gibon Yonsup)
In der Grundschule übt man die für Taekwondo spezifischen Techniken und deren sinnvolle und zweckmäßige Anwendung. Des weiteren werden insbesondere Fähigkeiten wie Schnelligkeit, Genauigkeit, Rhythmusfähigkeit, Koordinations- und Distanzierungsvermögen ausgebildet. Bei den Grundtechniken, die aus Hand- und Ellenbogenschlägen, Abwehrblocks, Knie- und Fußtritten, Fußstellungen und Schritten bestehen, wird besonderer Wert auf eine saubere und präzise Ausführung gelegt. Im sogenannten Einschrittkampf (Ilbo-Taeryon) werden die Techniken schließlich am Partner ohne Kontakt ausgeführt und bei Prüfungen präsentiert.
2. Formenlauf (Poomsae)
Bei den Formen handelt es sich um einen vorgeschriebenen Bewegungsablauf, in dem spezielle Abwehr- und Angriffstechniken gegen einen imaginären (nicht vorhandenen) Gegner ausgeführt werden. Bei der Vorführung einer Form ist es wichtig, dass der Zuschauer erkennen kann, wie der Taekwondoin sich gegen einen vorgestellten Gegner verteidigt. Eine gut vorgetragene Form erzeugt die Illusion, dass der Formenläufer einen tatsächlichen Kampf ausübt. In dieser Disziplin werden auch Wettkämpfe ausgetragen. Die Sportler können hier alleine (Einzel), zu zweit (Paar), zu dritt (Synchron) oder zu fünft (Mixed) teilnehmen. Im Regelwerk der World Taekwondo Federation (WT) gibt es 17 Poomsae mit je ca. dreißig Schrittfolgen.
3. Vollkontakt (Kyorugi)
Der sportliche Wettkampf im Vollkontakt wird über 3 Runden mit jeweils 3 Minuten nach den Regeln der WT in entsprechender Schutzausrüstung durchgeführt. Er fordert von dem Athleten enorme Präzision, Schlaggenauigkeit, Kondition, Mut, blitzschnelle Reaktion und eine große Portion Selbstvertrauen. Die Wettkämpfe sind in Klassen unterteilt, die sich in Alter, Gewicht, Geschlecht und Gürtelgraden unterscheiden. Taekwondo ist mit dieser Art des Wettkampfs bei den olympischen Spielen vertreten. Erlaubt sind Schläge und Tritte auf bestimmte Trefferzonen, welche mit voller Kraft ausgeführt werden. Würfe und Hebel sind nicht zulässig. Es sind Siege nach Punkten und durch einen Knock Out möglich. Kinder erhalten zusätzliche Schutzausrüstung, um Verletzungen vorzubeugen. Auf regulären Turnieren starten die Sportler im sogenannten KO-Modus. Wettkämpfer, die Ihren Kampf verlieren, scheiden aus, während erfolgreiche Sportler die nächste Runde bis hin zum Finale erreichen.
4. Selbstverteidigung (Hosinsul)
Unter Einsatz von vorwiegend harten und direkten Techniken sollen Angriffe auf die eigene Person möglichst unbeschadet überstanden und kontrolliert werden. Bei der Selbstverteidigung werden diese angelernten Abwehrtechniken unter fachlicher Anleitung mit einem Trainingspartner geübt. Hierbei kommen auf der Seite des Angreifers auch Waffen zum Einsatz, gegen die sich der Verteidiger unbewaffnet zur Wehr setzen muss. Zusätzlich zu Schlag- und Tritttechniken werden auch Hebel, Würfe, Fallschule und Befreiungstechniken (z.B. aus Umklammerungen) angewandt.
5. Bruchtest (Kyek-Pa)
Der Bruchtest überprüft die Präzision und Wirkung der Hand- und Fußtechniken des Sportlers. Er wird je nach Alter und Leistungsgrad des Aktiven auf ein ca. 3 cm starkes Fichtenbrett der Größe 30x30 cm durchgeführt. Um die Kraft des Taekwondoin zu konzentrieren kommt im Augenblick des Schlages noch ein kurzer und lauter Kampfschrei (Kihap) hinzu. Bei Demonstrationen und höheren Graduierungen werden auch andere Materialien wie z.B. Flusskiesel oder Ziegelsteine verwendet. Meisterschaften im Bruchtest sind in Deutschland eher selten, werden jedoch gelegentlich angeboten.